Bindungsunsicherheiten, Unsicherheiten in der sozialen Interaktion mit anderen jungen Menschen und/oder Erwachsenen, Schwankungen im Bereich der Emotionen, erlerntes Fehlverhalten in einzelnen Lebensbereichen, leichte bis mittelschwere Traumatisierungen, Entwicklungskrisen.
Ein Erlebnis wird in der heutigen Zeit von vielen Menschen nur mit vermeintlichen Sensationen in Verbindung gebracht: Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen jagt virtuellen Erlebnissen nach und verbringt viele Stunden vor dem Computer, an der Spielkonsole oder dem Smartphone, meist um sich abzulenken oder zu profilieren. Andere suchen einen Kick durch extreme Abenteuer wie Bungee-Jumping oder U-Bahn-Surfen. Weder das eine noch das andere trägt jedoch dazu bei, tiefere Sinnesschichten nachhaltig zu berühren.
Wir bieten den Heranwachsenden deshalb bewusst eine andere Art von Erleben: Sie sollen die faszinierende Wirkung spüren, wenn sie ihre Sinne benutzen oder wenn sie sich wirklich offen auf andere Menschen, neue Situationen oder Erfahrungen einlassen. Dabei begreifen sie, dass auch ein leiser Ton, ein vorsichtiges Annähern, ein langsames Wachsen oder ein umsichtiges Tun ein Erlebnis sein kann.
Vor diesem Hintergrund sind zum Beispiel das Segeln und Bogenschießen ebenso Erlebnisse wie das Entdecken einer neuen Fähigkeit, das Spielen eines einfachen Spiels, das Bereiten von Brennholz, das Nehmend eines Ölbads oder das Feiern eines Festes. In Haus Arild profitieren die Kinder und Jugendlichen nicht nur von einem abwechslungsreichen erlebnispädagogischen oder individualpädagogischen Angebot. Sie bewegen sich hier in einer geschützten Umgebung, die ihnen auch im Alltag Raum für besondere Momente bietet.
Das Segeln zählt zu den wichtigsten erlebnispädagogischen Projekten in Haus Arild und hat hier eine lange Tradition. Schon seit 1976 gehen unsere Schüler regelmäßig mit ihren Betreuern segeln, um sich mit Hilfe von Wind und Wasser fortzubewegen und dabei zugleich Grenzen auszuloten und Freiheit zu erleben. Die positiven Auswirkungen des Segelns auf die Kinder und Jugendlichen sind für uns immer wieder beeindruckend: Es schult die Sinne, fördert die Konzentration, die Koordination und das Selbstbewusstsein, verbessert die Sozialkompetenz und macht vor allem richtig viel Spaß. Und wer an Bord eines Segelbootes gelernt hat, erfolgreich mit Unwettern oder Flauten umzugehen und sich auf engstem Raum im Team zu beweisen, profitiert davon auch mit festem Boden unter den Füßen.
Im Sommer bieten wir unseren SchülerInnen Segelunterricht auf dem Ratzeburger See. AnfängerInnen ab etwa zehn Jahren üben in kleinen Booten mit nur einem Segel, die allein zu führen sind, den sogenannten Optimisten-Jollen. Nach ca. zwei Jahren können sie ihre Fähigkeiten bei einer ersten Opti-Regatta – der „Eichholzer Opti“ – mit rund 50 anderen TeilnehmerInnen unter Beweis stellen. Die älteren SchülerInnen wechseln dann auf eine unserer drei Zwei-Mann-Jollen und können später den „Segelgrundschein“ erwerben.
Mit unserer 28-Fuß-Yacht „Vaja“ segeln mir regelmäßig in der Lübecker Bucht und nehmen auch an Regatten teil. Ein besonderes Highlight ist unser jährlicher Segeltörn auf dem Zweimast-Traditionssegler "Platessa von Esbjerg": Nach einer intensiven theoretischen und praktischen Vorbereitung startet Anfang Mai eine Gruppe von neun Jugendlichen mit drei Erwachsenen sowie natürlich Kapitän und Bootsmann an Bord von Eckernförde aus für eine Woche in die „Dänische Südsee“.
Durch das pädagogische und therapeutische Reiten werden bei dem jungen Menschen verschiedene Lernvorgänge ausgelöst und positive Verhaltensänderungen bewirkt. Mit Hilfe des Mediums Pferd kann der Pädagoge allgemein erzieherisch arbeiten und zugleich die sozial-emotionale und die motorische Entwicklung eines jungen Menschen positiv beeinflussen. Die Reittherapeutin Kathrin Gärtner unterstützt mit ihren Pferden seit vielen Jahren unsere pädagogischen und therapeutischen Bemühungen auf dem Gelände des Breedenhofs.
Derzeit ist die Finanzierung des pädagogischen und therapeutischen Reitens in Haus Arild leider unsicher. Durch Spenden und Tierpatenschaften versuchen wir, diese Arbeit aufrecht zu erhalten.
Bei der tiergestützten Pädagogik setzen wir zur Förderung von Kindern und Jugendlichen Hunde, Greifvögel, Nager und Pferde ein. Das vorrangige Ziel ist es dabei, mit Hilfe des Tieres eine Umgebung zu schaffen, in der sich Körper, Geist und Seele optimal entwickeln können. Durch die Bewegung und die gleichzeitige intensive Schulung der zwölf Sinne (nach der anthroposophischen Sinneslehre) verfeinern sich die Wahrnehmungen, was sich positiv auf die sozialen und persönlichen Kompetenzen auswirkt. Außerdem fördert die tiergestützte Pädagogik die Motorik, das Lernvermögen und das Selbstvertrauen.
In der Schule hilft uns die tiergestützte Pädagogik dabei, den Kindern Fachkenntnisse zu Tier und Natur sowie deren Schutz vermitteln. Ein erfreulicher Nebeneffekt ist, dass die Arbeit mit den Tieren auch die Sozialkompetenz verbessert und somit den Klassenzusammenhalt stärkt. Zurzeit arbeitet unsere Tiertherapeutin Kerstin Ecker tiergestützt mit unserem Labradoodle Sjaella, den Meerschweinchen Honig, Caramel, Schoko und Räuber Hotzenplotz und den Wüstenbussarden (Harris Hawk) Mo und Nala. Außerdem gibt es die Möglichkeit des therapeutischen/pädagogischen Reitens, sofern der Kostenträger dieses Angebot als Zusatzleistung anerkennt (siehe auch "Pädagogisches Reiten").
Bogenschießen ist aufregend, weil der Schütze bei jedem Schuss immer wieder neu erlebt, wie sich die aufgebaute Spannung löst, dynamisch auf den Pfeilflug überträgt und im Zieleinschlag endet. Das Grundprinzip des Zielens, Zentrierens und Lösens wirkt sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer und geistiger Ebene. Es macht Spaß, weckt Aufmerksamkeit und spornt an. Aus heilpädagogischer Sicht ist das wechselnde Eintauchen in diese gegensätzlichen Zustände eine gute Möglichkeit, Bewegung in seelische Verhärtungen zu bringen und so die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen anzuregen.
Das Bogenschießen verbessert die Konzentrationsfähigkeit, weil der Schütze hellwach sein und seine Sinne auf den Pfeil, den Bogen und das Ziel lenken muss. Es fördert die Koordination zwischen Auge und Hand und natürlich auch das Selbstwertgefühl, wenn der Schütze durch Übung immer erfolgreicher wird. Darüber hinaus lenkt es Aggressionen in sinnvolle Bahnen. In kleinen Gruppen stärkt Bogenschießen zudem das Gemeinschaftsgefühl.
Der „Bogenmeister“ Ekkehard Merbeth ist im Sommer 2022 in den Ruhestand gegangen. Das Bogenschießen wird in Haus Arild aber in einigen Wohngruppen weiterhin gepflegt.